Systemisches Konsensieren (SK)

Was ist das?

 

 

SK misst bei einer Entscheidung nicht die Zustimmung, sondern den Widerstand!

Klingt vielleicht kompliziert, ist es aber nicht. SK beruht auf der Beobachtung, dass es für das Gelingen eines Entscheidungsprozesses ganz besonders darauf ankommt, die Widerstände der Beteiligten zu berücksichtigen. 

Wer beim Entscheiden die Widerstände anderer übergeht, wird deren Bedürfnissen nicht gerecht und übersieht Ansätze für gute, alternative Lösungen.

Das Thematisieren von Widerständen ist etwas, das uns eigentlich ganz vertraut ist: 

Was passiert, wenn Sie in Ihrer Familie eine sehr wichtige Entscheidung treffen müssen, z.B.: Wo sollen wir wohnen? Und wie: Zur Miete, ein Haus kaufen oder bauen? Sie sprechen mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über die Alternativen, über die Standorte, über die Finanzierung. Dabei achten Sie ganz besonders auf Sorgen und Einwände: zu weite Wege, zu großes finanzielles Risiko, extrem laute Gegend und so weiter. Ob in Gedanken, im Gespräch oder auf Papier - Sie erstellen zusammen so etwas wie eine Auflistung der Probleme und wählen am Ende die Möglichkeit, die insgesamt auf den geringsten Widerstand stößt. 

 

Bei einem vertrauensvollen Umgang miteinander ist das ganz normal. Systemisches Konsensieren macht nichts anderes, allerdings nach klaren Regeln und in komplexen Situationen:

SK misst nicht die Zustimmung zu den einzelnen Vorschlägen, sondern den Grad des Widerstands und führt auf diesem Weg zu einer klar nachvollziehbaren Entscheidung.

Wenn eine Gruppe mit Systemischen Konsensieren arbeitet, ermittelt sie aus einer Reihe von Lösungsvorschlägen den Vorschlag, der in der Gruppe insgesamt die geringste Ablehnung erfährt. Dabei wird jeder Vorschlag von jeder Person mit Widerstandspunkten bewertet. Meist geschieht das auf einer Skala von 0 bis 10:

„0“ bedeutet kein Widerstand, einverstanden

„10“ bedeutet extremer Widerstand, für mich unannehmbar.

Der Gruppenwiderstand zu jedem Vorschlag ergibt sich dann einfach durch Aufaddieren. Der Lösungsvorschlag mit der geringsten Widerstands-Punktzahl ist die beste Wahl für die Gruppe. 

Während es bei Abstimmungen nach dem Mehrheitsprinzip in der Regel viele Verlierer gibt, ermöglicht diese Form der Entscheidungsfindung ein Ergebnis, das einem Konsens nahekommt. So verlaufen Entscheidungsprozesse deutlich schneller und nachhaltiger. SK vermeidet, dass die Gruppe durch ein Veto handlungsunfähig wird, bezieht aber trotzdem begründete Einwände ein und achtet sie. 

Die Besonderheiten der Methode:

  • Jedes Thema ist geeignet-egal ob es um den nächsten Familienurlaub, eine strategische Entscheidung in der Firma oder aber um eine Bürgerbeteiligung zum Neubau eines Bahnhofs geht.
  • Es können beliebig viele Lösungsideen abgestimmt werden.
  • Es werden tragfähige, konsensnahe Entscheidungen mit maximaler Akzeptanz erreicht.
  • Die Beiträge von zurückhaltenden oder schweigsamen Teilnehmern werden berücksichtigt.
  • Einwände und Kritik finden Gehör
  • Partizipation, Verantwortungsübernahme und Engagement der Beteiligten werden gefördert.
  • Durch das Einbeziehen aller Sichtweisen und Argumente in den Entscheidungsprozess eignet sich die Methode besonders auch im agilen Arbeitsumfeld.
  • Da sich in der Regel der Vorschlag durchsetzt, der die Bedürfnisse aller Beteiligten am besten berücksichtigt, schult die Methode das achtsame Zuhören und trägt so zu einem vertrauensvollen Gruppen- bzw Teamklima bei.
  • Wenn sich eine Führungskraft die letztliche Entscheidung vorbehalten will, kann der Konsensierungsprozess zu einer Empfehlung führen.